Amateurfunk Bremen
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Bin ich jetzt dran???

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Beitrag  Gast 16.07.08 16:42

Name: Mathias
Alter: Im Jahre 2008 knapp über vierzig.

Angefangen hat alles am 24.12.1976.
An diesem Tage bekam ich den Philips Elektronik-Experimentierbaukasten EE2003 vom Weihnachtsmann zugeteilt.

Bin ich jetzt dran??? Box-2012

Eigentlich auch logisch, wenn der Vater für Siemens und Halske Antennen- und Sendeempfangsanlagen
auf Schiffen und anderem Mobiliar installiert. Früher gab es halt keinen Kabelanschluß und Internet.
Alles lief über die Antennen. Kunden waren größtenteils Firmen sowie Radio- und Fernsehanstalten,
Wohnungsbaugesellschaften aber selbst einige Privatleute waren scharf auf holländisches Radio und so
zierten in den 60er und 70er Jahren etliche UKW- und TV-Hochleistungsantennen mit Rotoren die Dächer.
Der Aufwand der getrieben wurde, um ganz bestimmte Sender über Hunderte von Kilometern störungsfrei
zu übertragen, war enorm. Die alte Technik war nicht nur solide und läuft heute noch, sondern sie wurde
auch aus feinsten Materialien gearbeitet. Auf Flohmärkten einfach mal die Augen offenhalten und sich die
mechanische Güte etwas näher betrachten. Es lohnt sich!

Nun aber weiter mit mir...
Nachdem ich also voller Begeisterung irgendwann fast alle Schaltungen "durch" hatte, kam die Rubrik
"Rundfunk-Empfangstechnik".
Für den "Kurzwellensuper" fehlten mir die Teile aus einem Ergänzungskasten, also baute ich das "Pendelaudion".

Bin ich jetzt dran??? Pendel10

Dieses besteht aus drei Transistoren, 2x BC238, 1x BF194 und einer Handvoll passiver Bauteile.
Nach kurzer Zeit ging es dann los.
Die ersten Sender waren auf dem 49m Band zu hören aber das kannte ich schon von unserem Siemens Klangmeister.
Trotzdem war es schon ein echtes Erlebnis, mit so wenig Aufwand einige Dutzend Stationen aus Europa zu empfangen.
Durch den recht simplen Aufbau war das Bandsegment natürlich arg begrenzt. Der Bauplan gab jedoch vor, durch Ändern
der Spulenwicklungen auf dem Ferritstab, alle Bänder bis ca. 30MHz abzudecken.
Was das bedeutete, war mir natürlich zu dieser Zeit noch nicht klar...
So kam es also, dass ich mehrere Stunden mit dem Wickeln von Spulen beschäftigt war, diese fein säuberlich auf ein
Blatt Papier legte und darunter jeweils den ungefähren Frequenzbereich laut Anleitung schrieb.
Nun ging es an die Praxis und die Begeisterung wuchs zum Quadrat mit der Frequenz, da die Sprachen und die Musikstile
die zu hören waren, immer fremdere Züge annahmen.
Nun kam die letzte Spule an die Reihe und was nun passierte war schier unglaublich: Ich hörte nichts!"
Die beiden 4,5 Volt Flachbatterien waren leer und ich mußte warten, bis mein Vater von der Arbeit nach Hause kam.
Am Abend dann jedoch konnte es endlich losgehen.
Meine Antenne war inzwischen gewachsen, denn ich hatte schnell herausgefunden, dass wenn man sie nicht nur durch das
Kinderzimmer, sondern die gesamte Wohnung spannte, wesentlich mehr zu hören war. Meine Eltern waren darüber nicht
sonderlich erfreut, nahmen aber auf meinen Forschertrieb sehr viel Rücksicht und da ich versprach, die Küche und das
Wohnzimmer in der Planung zu berücksichtigen, durfte ich meine Versuche fortsetzen.
Nun also war der Abend gekommen und mit neuen Batterien befanden wir uns mit den gewickelten Spulen irgendwo
im 11m Band. Beim ersten Dreh des Kondensators passierte nichts. Also die Spule flugs etwas auseinandergezogen um
eine Anpassung vorzunehmen und plötzlich war da laut und deutlich ein Vogel zu hören.
Da mir schon bekannt war, dass jeder Sender eine individuelle Erkennungsmelodie hatte, war ich natürlich gespannt, wer
das wohl sein würde. Nach kurzer Zeit kam dann eine englische Ansage, die ich zu der Zeit natürlich noch nicht verstand.
Dann aber wurde Deutsch gesprochen und ich habe nicht begriffen, wie das möglich war:
"You are tuned to the german service of Radio RSA, the voice of South-Africa from Johannesburg ... hier ist der
deutsche Dienst von Radio RSA, der Stimme Südafrikas aus Johannesburg." Was nun folgte, war eine Verkettung von
Ereignissen, die ich nicht mehr im Einzelnen wiederzugeben vermag. Nur die ungefähre Abfolge ist mir noch bewußt:

Stolpern und schmerzhaftes Eindringen einiger Drahtstoppel in die Fußsohlen, die auf dem Teppichboden lagen.
Nach Entfernen dieser, ebensolches Eindringen in das elterliche Wohnzimmer mit der Bitte, schnellstmöglich in das Kinderzimmer zu folgen.
Erklärung der Vorgehensweise beim Wickeln der Spulen und wie es zum soeben Gehörten kam.
Demonstration der Empfangsanlage (entgegen Murphys law, hat dies auf Anhieb funktioniert).
Bitte um Erklärung, wie es dazu kommt, dass man einen südafrikanischen Sender auf Deutsch hier hören kann...

Der Sendeschluß dieses Fernsehabends mit den damals drei verfügbaren Programmen war für meinen Vater nun spontan angebrochen.
Er genoß aber diese Stunden sichtlich und die Erklärungen die nun folgten, machten mir unmißverständlich klar, dass es noch
mehr da draußen gab, was nur darauf wartete, von mir entdeckt zu werden. Da wir uns damals in einem besonders kräftigen
Sonnenfleckenmaximum befanden, gab es des Abends noch Hörerfolge der besonderen Art: Amerikanische CB-Funker, die beruflich als
Fernfahrer unterwegs waren, unterhielten sich auf Englisch. Da der CB-Funk in Deutschland zu dieser Zeit noch sehr wenig vorhanden
war und die Sendeleistungen gering, waren Störungen ein Fremdwort. Die Signale die quer aus den Staaten von Mexico bis Alaska
und vom Osten bis in den Westen des Kontinents reichten, waren so laut und stabil, dass man glaubte, die Trucks würden vor der Tür
der eigenen Wohnung stehen. Taten sie aber nicht...
Das Wort "Weltempfänger" ließ mich von nun an nicht mehr los, ich war vom "Virus infiziert" und es folgte eine Flut von Gerätschaften
über die Jahrzehnte, die alle kommen und gehen sollten, je nachdem, wie es mir gerade beliebte...
Alles in allem waren es weit über einhundert Empfänger, die den heimischen Tisch nacheinander geziert haben.
Die Preise waren im Neuwert zwei- bis fünfstellig, wobei letztere nur in gebrauchter Form für mich erschwinglich waren.
Als die Satellitentechnik und das Internet Einzug hielten, verschwanden viele meiner Lieblingssender oder wurden durch Reduzierung
der Sendeleistung unhörbar. Zuhause war ich vor allem im Tropenband sowie auf 15-10m, wo die Südamerikaner oft ihre Sender betrieben.
Der Reiz selbst zu senden, war bei mir nie so stark ausgeprägt wie das Zuhören.
Trotzdem habe ich, nachdem das Buch mit Prüfungsfragen der Bundespost schon seit den 80er Jahren in meinem Bücherregal einstaubte,
im Jahr 2003 dann doch die Amateurfunkprüfung abgelegt.
Nach DO4ME kam dann 2004 DG5ME, mangels Interesse jedoch, habe ich das Call 2007 dann wieder zurückgegeben.
Wer weiß, vielleicht hole ich es mir zum nächsten Sonnenfleckenmaximum wieder Shocked
Zur Zeit höre ich mit dem letzten verbliebenen Gerät, einem kleinen Sony ICF-7600GR.
Meiner Meinung nach, eines der besten Portabelgeräte überhaupt.
Klein, sparsam, günstig, hervorragende Empfangseigenschaften und Verarbeitung, Synchrondetektor und SSB machen es für mich zu einem
häufigen Begleiter.
Meine Lieblingsbetriebsart ist SSB, dabei vor allem ab 10m aufwärts am liebsten auf 6m. Auf Kurzwelle reizt mich vor allem QRP-CW, was ich leider
mangels Übung und derzeitiger Flaute noch immer nicht beherrsche. PSK habe ich anfänglich gerne gemacht, leider wird hier aber viel zu oft, besonders aus Europa, mit viel zu hohen Leistungen und zu großen Bandbreiten gearbeitet, sodass die entfernteren Stationen keine Chance haben.
Da kriegt man schnell einen Hals, wenn IT7 irgendwas oder DL3 sonstwer ein QSO führen und sich gegenseitig schreiben, dass der eine mit 70W und
der andere mit 120W senden. Für solche Betriebstechniken habe ich wenig Verständnis. Mein damaliger Kurzwellentransceiver, ein IC-735 wurde von mir
intern sogar von Pmin 10W auf 5W reduziert. Das macht viel mehr Spaß als mit einem Lattenzaun das ganze Band dichtzusplattern...

So, ich denke, das reicht erstmal.
Abschließend noch ein Bild von meinem Funktisch im Jahr 2004, der aber schon 2005 komplett wieder verkauft wurde Very Happy

Bin ich jetzt dran??? Shack_10

und hier die dazugehörigen Antennen, auch alle schon Geschichte...

Bin ich jetzt dran??? Dsc_2210

Viele Grüße
Mathias (ex. DG5ME)

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Bin ich jetzt dran??? Empty Re: Bin ich jetzt dran???

Beitrag  DG4BCX 16.07.08 20:24

Hallo Mathias,
schöne Geschichte da war noch das Eine oder Andere bei was ich noch nicht von dir wusste.
Schon mal daran gedacht,als freier Mitarbeiter,bei einem Amateurfunkmagazin zu arbeiten?

Gruß
Wolfgang
DG4BCX
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Bin ich jetzt dran??? Empty Re: Bin ich jetzt dran???

Beitrag  DK4BA 17.07.08 9:24

Hallo Mathias,

klasse beschrieben, Deine Karriere als SWL und Funkamateur.

Der Philips-Kasten erinnert mich daran, dass ich von meinem Vater mal einen Chemiekasten von Kosmos bekommen habe. Nachdem ich allerdings das ganze Haus unter Qualm und Dampf gesetzt habe, war es aus damit.

Da war meinen Eltern schon lieber, dass ich einen 11-Meter-Spargel auf das Dach des Hauses gesetzt habe - die Aktivitäten haben zwar manchmal das Fernsehprogramm gestört, es hat aber erheblich weniger Auswirkungen auf das "Klima" im Haus gehabt.

Viel Spass weiterhin im Forum.

Jürgen DK4BA
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Bin ich jetzt dran??? Empty Re: Bin ich jetzt dran???

Beitrag  Gast 17.07.08 14:51

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Blumen bounce
Ich schätze aber, für ein Amateurfunkmagazin reicht es noch lange nicht.
Das ist wohl eher etwas für die Zeit nach dem eigentlichen Berufsleben... affraid
Freut mich aber, das es euch gefallen hat und nur so intern macht es ja auch mehr Spaß.
Den Kosmos Chemiebaukasten kenne ich auch, den hatte ein Freund.
Irgendwann saßen wir zu dritt in seinem Zimmer und haben mit den wildesten Farben herumgekleckert.
Gestunken hat es auch, aber Qualm haben wir leider nicht hingekriegt Crying or Very sad
Die Flecken auf dem Teppich gingen allerdings nicht wieder raus... pale
Ich habe mich dann doch lieber an Fischertechnik gehalten tongue

Viele Grüße
Mathias

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