Beobachtungen im 2 m Band (Achtung!!! Satire!!!)
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Beobachtungen im 2 m Band (Achtung!!! Satire!!!)
0.00 Uhr bis 07.15 Uhr: Weißes Rauschen.
07.15
Uhr: Es ertönt ein sägezahnförmiger Rufton, der von einem
langanhaltendem Gähnen zu einem vollständigen Ruf ergänzt wird.
Anscheinend war das Gähnen sehr markant, umgehend erfolgt eine gezielte
Antwort.
07.20 Uhr: Die Frequenz beginnt sich zu beleben. Man
diskutiert über das Wetter, über den Straßenzustand, über das Aufstehen
im allgemeinen, über den gerade einsetzenden Schneefall und über
ähnliche, dem Amateurfunk stark verbundenen Themen.
07:45 Uhr:
Um die anhaltende Müdigkeit zu vertreiben, beginnt man sich durch
gekonnt angebrachte, einen gewissen Humor nicht entbehrende
Zwischenrufe aufzumuntern. Ein neu lizenzierter OM hört diese Scherze,
auf die es in einem gewissen Teil Deutschlands bereits Rente gibt, zum
ersten Mal und lacht darüber. Allgemeine Verwunderung...
07.50
Uhr: Der Schneefall steigert sich. Nun meldet sich ein Außenposten des
HAM-Straßeninformationsdienstes und berichtet von einem längeren Stau
in der Megaohmstraße. Er tut dies mit einer bewundernswerten
Ausführlichkeit und auch sehr langatmig. Ehe er auch noch die einzelnen
Autotypen aufzählt, die an dieser Stauung teilnehmen, wird er
unterbrochen. Dankbar für diese Frühwarnung ändern alle anderen OMs,
die der Arbeit zustreben, die Fahrtrichtung und verstopfen die
Nebenstraßen. Ein ortsunkundiger OM verliert die Orientierung und die
Nerven. Er bittet verzweifelt um Hilfe. Sofort widmet man sich diesem
Problem und beginnt den Verwirrten kreuz und quer durch die Stadt zu
dirigieren. Nach einigen Minuten bricht die Funkverbindung ab. Der
Bedauernswerte war falsch abgebogen und in einer Tiefgarage gelandet.
08.00
Uhr: Das erste Problem technischer Art taucht auf. Ein Wagen will trotz
aller Versuche seines Piloten nicht anspringen. Sofort ertönen gute
Ratschläge von allen Seiten, die jetzt noch nicht ausgewertet werden
können, da mindestens zwei bis drei Stationen simultan sprechen. Der
beste Ratschlag kommt von einem autorisierten Fachmann, der zuerst
vorschlägt, aus Gründen der Stromersparnis das Funkgerät abzuschalten
und dann unbekümmert weitere Anweisungen gibt, ungeachtet der Tatsache,
daß der Arme ihn mit ausgeschaltetem Funkgerät kaum hören wird.
08:15
Uhr: Der erste OM hat trotz des schlechten Straßenzustandes seinen
Arbeitsplatz erreicht. Man beglückwünscht ihn zu diesem einzigartigen
Beispiel fahrerischen Könnens und er bedankt sich überschwenglich.
08:30 Uhr: Es wird langsam ruhiger, der Arbeitsalltag beginnt.
09:00
Uhr: Man unterhält sich über das aktuelle und gravierende Problem, ob
permanente HF-Einstrahlung impotent macht. Allgemeines Unbehagen tritt
auf...
09:25 Uhr: Man schlägt vor, der DARC solle einen Film unter dem Titel "Amateurfunk-Report" drehen lasen.
10:00
Uhr: Es tauchen Erziehungsprobleme auf. Es wird behauptet, daß ein
Kleinkind, das ständig des Funkverkehrs teilhaftig wird, einen schweren
seelischen Schaden davon tragen kann, der bis zum völligen Versagen im
Physikunterricht führen kann.
11:00 Uhr: Zum ersten Mal nennt
jemand sein Rufzeichen. Peinliche Stille folgt. Man weiß nicht so
recht, was man davon halten soll. Dann wird dieser sensationelle
Vorschlag aufgegriffen und ein allgemeines "Rufzeichen-Nennen" erfüllt
den Kanal.
12:00 Uhr: Jemand, der als notorischer Quengler
bekannt ist, behauptet, dieser Kanal sei kein Kanal, sondern ein ganzes
Band für sich. Er habe einen sehr trennscharfen Empfänger und müsse nun
laufend die Abstimmung korrigieren. Da ihm der Besitz einer
Klasse-1-Lizenz eine gewisse Kompetenz verleiht, nimmt man sich diese
Problems an. Man einigt sich nach einer kurzen Grundlagendiskussion
darauf, daß die Frequenzen der einzelnen Stationen vielleicht
geringfügig variieren können (die Quarze sind auch nicht mehr das, was
sie vor dem Krieg mal waren), dieses Problem jedoch völlig unbedeutend
sei, da echte praxisnahe FM-Empfänger mindestens 50 kHz breit sind. Der
Quengler sei also selber schuld, warum kauft er sich auch so einen
unpraktischen schmalbandigen Empfänger. Typischer Geltungstrieb der
Leute, die zu Hause nichts zu sagen haben.
13:00 Uhr: Jemand
fragt, wie spät es ist. Umgehend werden von allen Seiten Vorschläge
eingereicht, die um insgesamt 15 Minuten variieren. Man beginnt nun
unter Anleitung eines Akademikers im Ruhestand das arithmetische Mittel
zu bilden und einigt sich um ungefähr 13:20 Uhr darauf, daß es ziemlich
genau 13:00 Uhr sei. Nachdem die Rechnung nochmals überprüft worden
ist, steht das amtliche Ergebnis dieser Zeitanalyse fest. Der
lächerliche Einwand, inzwischen sei aber einige Zeit vergangen, wird
durch die Bemerkung entkräftet, so genau komme es ja nicht drauf an.
14:00
Uhr: Jemand, der viel herumkommt, erzählt, er habe gestern etwas von
einem Logbuch gehört. Was das denn sei? Allgemeine Ratlosigkeit. Jemand
versichert, es sei eine neu Formelsammlung für den Funkamateur, sie sei
ganz toll und dabei gar nicht teuer. Man beschließt sofort fünf
Exemplare von dieser neun Literatur für die OV-Bücherei anzuschaffen.
15:00
Uhr: Der erste unangenehme Zwischenfall des Tages: ein OM versucht
während der Fahrt sein defektes Bedienteil zu reparieren und prallt mit
voller Fahrt (er: höchstens 40 km/h, Polizei: ungefähr 60 km/h, einige
Zeugen: mindestens 80 km/h) auf eine Kolonne auf, die unverschämter
Weise mitten auf der Straße herum stand. Er verabschiedet sich mit der
Bemerkung, er habe mit seinem Vordermann einige versicherungstechnische
Angelegenheiten zu regeln. Bedauerlicherweise brachte die Polizei nicht
das geringste Verständnis für seinen Funkgeräteservice während der
Fahrt auf.
15:10 Uhr: Das Band belebt sich langsam wieder, der
allgemeine Rückreiseverkehr von der Arbeit hat eingesetzt. Man
diskutiert technische Probleme und unterhält sich über das zu
erwartende abendliche Fernsehprogramm.
15:20 Uhr: Angesichts des
Feierabends hebt sich die allgemeine Stimmung. Doch der Schnee fordert
sofort weitere Opfer. Jemand fährt im Hochstimmung und voller Schwung
in den Graben. Man nimmt dies zum Anlaß, über den Streudienst und über
die Stadtverwaltung und über das Wetter zu schimpfen und überhaupt...!
Mit viel fahrerischem Können und unter ermutigenden Zurufen seiner
Funkpartner gelingt es dem Ausrutscher seinen Kraftwagen wieder auf die
Straße zu bringen. Als er jedoch aussteigt um den Schaden an seiner
Halogenlampenbatterie zu schätzen, prallt ein vom Kurs abgekommener,
schleudernder Wagen auf sein Heck und schubst sein Auto erneut in den
Graben. Er resigniert und geht zu Fuß nach Hause.
15:25 Uhr:
Inzwischen diskutiert man darüber, ob man den Funkverkehr auf Kurzwelle
nicht ganz abschaffen sollte. Dummerweise wohnt dieser Diskussion ein
Klasse-1-Lizenzler bei, so daß das Gespräch nicht objektiv geführt
werden kann.
15:30 Uhr: Jemand hat das Schlagwort "Funkschrott"
in Verbindung mit den hochwertigen Taxifunkgeräten der 50-er Jahre
fallen lasen. Die Entrüstung kennt keine Grenzen. Man spricht von
lynchen und sogar von Clubausschluß. Davon wird dann doch abgesehen, da
der Betreffende OVV ist und nur unter enormen Schwierigkeiten ein
Ersatz für ihn zu beschaffen wäre.
15:45 Uhr: Jemand treibt die
gereizte Stimmung auf die Spitze, indem er ein "CQ-DX" hinein ruft. Aus
einleuchtenden Sicherheitsgründen nennt er dabei kein Rufzeichen. Man
einigt sich darauf, daß dies ein Scherz sein sollte und belacht ihn
ausgiebig.
16:00 Uhr: Die Stimmung bessert sich wieder etwas.
Jemand mußte sein in's Schleudern geratene Fahrzeug durch schnelle
Lenkbewegungen abfangen. Als er vor lauter rutschen schon kleine
Sternchen sah und ihm schwindelig wurde, entschloß er sich der Sache
ein schnelles Ende zu bereiten. Er pilotete seinen Wagen sehr sicher
und zielstrebig gegen ein Verkehrsschild. Dann machte er sich auf die
Suche nach seinem Mikrofon, welches ihm bei der Slalomfahrt aus dem
Fenster gefallen war. Er fand es auch wieder, allerdings war
zwischenzeitlich ein LKW darüber gefahren und seine Stimme klang etwas
gepreßt.
16:10 Uhr: Durch diesen Vorfall angeregt, unterhält man
sich über das Fahren im Schnee. Der unbeteiligte Beobachter gewinnt den
Eindruck, daß alle Beteiligten über enorme Ralleyerfahrung verfügen und
mindestens einmal die Strecke der Ralley Monte Carlo gefahren sind. Es
ist ein wahrer Genuß den Profis zuzuhören. Der Einwand, ein Könner käme
erst gar nicht ins Schleudern, wird als dekadent und ketzerisch abgetan.
16:20
Uhr: Ein permanenter Lästerer zieht diese ernsten Betrachtungen über
Powerslade und Driften völlig unbegründet ins Lächerliche, indem er
behauptet, er habe beim letztjährigen 24-Stundenrennen von Pommes
Frites einen goldenen Maggiwürfel sowie eine kostenlose Baggerfahrt
durch die Eifel gewonnen. Man erhebt ernsthafte Zweifel an seinem
Geisteszustand.
16:30 Uhr: Man wendet sich wieder
funktechnischen Problemen zu. Es wird vorgeschlagen für die Clubstation
die neue KW-Endstufe "Sound of Power" anzuschaffen. Sie hat so schöne
große Hebel und so viele bunte Lämpchen, außerdem paßt die Farbe des
Gehäuses so schön zu der Farbe der Tapete in der Funkstation und es
wäre endlich der freie Platz auf dem Tisch ausgefüllt. Beifälliges
Gemurmel. Solch fundierten, technisch durchdachten Argumenten kann sich
niemand verschließen. Die Diskussion wird verzögert, weil man einem
Beteiligten erst erklären muß, was Kurzwelle überhaupt ist. Der OVV
fällt zum zweiten Mal unangenehm auf: er weiß es nämlich auch nicht...
16:50
Uhr: Ein ortsfremder OM fragt nach einer Straße. Man macht ihm kurz und
mit der nötigen Schärfe klar, daß man für derartige Lappalien im Moment
wirklich keine Zeit habe. Was sich diese Touristen auch immer
denken...tz tz tz
17:00 Uhr: Die allgemeine Bastelstunde hat
begonnen. Während ein OM damit beschäftigt ist, aus einem Heizlüfter
einen Antennenrotor zu machen, kürzt ein anderer seine Fahrzeugantenne
mit der er bereits mehrere Male an die Oberleitung der Straßenbahn
gekommen ist. Nachdem er auf Anraten einiger OMs sein Funkgerät öffnet,
sieht er einen schwarzen Haufen verkohlter Elektronik vor sich. Er
beschließt spontan, Briefmarken zu sammeln und verabschiedet sich.
17:15
Uhr: Ein Dauerbastler schließt seine seit Wochen dauernden Arbeiten an
seinem Farbfernseher ab. Er hat einen vollen Erfolg zu vermelden:
während am Anfang seiner Bemühungen nur der Ton zu leise war, geht
jetzt gar nichts mehr, er behauptet, es sei aber trotzdem sehr nützlich
gewesen, denn er habe dabei viel gelernt. Dennoch ringt er sich jetzt
dazu durch, einen Fachmann zu beordern, das Gerät wieder zu
restaurieren. Eine Werkstatt wird ihm besonders empfohlen. Während man
bei anderen Betrieben immer einen Monat warten müsse, sei dieser
Experte bereits nach vier Wochen gekommen...
17:30 Uhr: Es kommt
jemand mit einem recht labilem VFO vorbeigelaufen und sagt kurz "Guten
Tag", ehe jemand seinen Gruß erwidern kann, ist er bereits verschwunden
und mehrere kHz weiter. Bestimmt eine abwechslungsreiche Betriebsart,
die Zukunft hat.
18:00 Uhr: Man diskutiert über Umsetzer...
18:30 Uhr: Man diskutiert immer noch über Umsetzer...
18:40
Uhr: Man stellt fest, daß der Ortsumsetzer gerade im Moment besonders
gut aufzunehmen ist, es liegt bestimmt am Schnee. Der OVV meldet sich
wieder zu Wort und behauptet schüchtern, das könne gar nicht sein, er
habe den Umsetzer vor einigen Tagen zwecks Reparatur abgebaut und der
Sender steht im Moment neben ihm auf dem Fußboden. Nun wird es der
illusteren Runde aber zu bunt, Klasse-1-Lizenz hin, Klasse-1-Lizenz
her, das berechtigt ihn immer noch nicht, laufend seinen Senf dazu
zugeben und zu stänkern. Wenn man den Umsetzer gehört habe, habe man
ihn gehört, vielleicht habe man einen besonders empfindlichen
Empfänger. Man merkt jedoch bald, daß diese Argumente nicht haltbar
sind und wechselt schnell das Thema.
19:50 Uhr: Allgemeines Verabschieden, die Fernsehzeit beginnt.
20:45
Uhr: Ein Holländer, der mit den deutschen Gewohnheiten nicht vertraut
ist, ruft um diese unmögliche Zeit "CQ", natürlich keine Antwort.
22:00 Uhr: Jemand rülpst ins Mikrofon; der Krimi ist offensichtlich beendet.
22:10
Uhr: Nachdem sich jeder von der Mattscheibe losgerissen hat, beginnt
man den eben gesehenen Krimi ausgiebig zu analysieren und zu
diskutieren. Man entdeckt einen Fehler im logischen Ablauf des Falles.
22:20
Uhr: Es wird energisch bestritten, daß jemand, der von hinten
erschossen wird, nach hinten umfällt. Da derjenige, der das bestreitet,
weder jemals erschossen wurde, noch jemanden erschossen hat, spricht
man ihm die Kompetenz für dieses brisante Thema ab.
22:25 Uhr:
Man unterhält sich in Ermangelung funktechnischer Probleme über
Ballistik und plaudert von Morden und deren Vorbereitung.
22:30
Uhr: Mitten in diese interessante Unterhaltung pfeift sich ein
rückständiger VFO-Besitzer stundenlang ein und nennt auch noch
provozierend sein Rufzeichen. Natürlich wieder dieser popelige OVV.
Jetzt ist aber Schluß. Nach einem kurzen Volksbegehren werden für den
nächsten OV-Abend kurzerhand Neuwahlen ausgeschrieben. Das kann man
beruhigt für die Allgemeinheit feststellen, denn wer nicht auf dem
Kanal QRV ist, der hat sowieso nichts zu sagen. Unsere Kanalarbeiter
können nicht hören, daß sich der abgesetzte OVV kurz darauf in einem
SSB-QSO für den guten Tip bedankt und sagt, es hätte gut geklappt, er
wäre diesen undankbaren Posten jetzt endlich los.
22:40 Uhr: Die ersten Witze werden verbreitet, allgemeines Gelächter.
22:50
Uhr: Jemand will ins Bett gehen. Man macht ihm erfolgreich klar, daß er
unter Umständen Wichtiges verpaßt, wenn er gerade jetzt abschaltet. Das
leuchtet ihm ein.
23:00 Uhr: Die Hochstimmung nimmt langsam ab, die Durchgänge werden immer länger, jemand schläft ein und läßt den Träger stehen.
23:30 Uhr: Es wird allerorts QRT angemeldet und auch genehmigt.
23:40
Uhr: Zwei standhafte OMs unterhalten sich über Modellbahnen. Der eine
hat ein echtes Problem, mit dem er seit Tagen kämpft. Wenn ein
Schnellzug von links nach rechts über sein Kontaktgleis fährt, schaltet
sein Signal ganz richtig auf grün, kommt er aber von rechts, fliegen
alle Sicherungen raus. Man überlegt und wägt ab. Ein Spätheimkehrer
meldet sich und macht einen wissenschaftlich fundierten Vorschlag zur
Lösung der Modellbahnmisere.
23:50 Uhr: Die Sicherungen fliegen
nun nicht mehr raus, dafür steht ein Trafo in Flammen. Nach einem
erfolgreichen Löschversuch verabschiedet sich der leidgeprüfte
Modellbahner. Man vertagt das Problem auf morgen.
23:55 Uhr: Der
Tourist sucht immer noch nach der Straße und fragt schüchtern nach, ob
ihm vielleicht jetzt jemand helfen könne. Keine Antwort...
24.00 Uhr: Weißes Rauschen...
ENDE
---
Quelle: http://www.karitnigg.de/amateurfunk.htm - OM Lukas (DG1LKC)
07.15
Uhr: Es ertönt ein sägezahnförmiger Rufton, der von einem
langanhaltendem Gähnen zu einem vollständigen Ruf ergänzt wird.
Anscheinend war das Gähnen sehr markant, umgehend erfolgt eine gezielte
Antwort.
07.20 Uhr: Die Frequenz beginnt sich zu beleben. Man
diskutiert über das Wetter, über den Straßenzustand, über das Aufstehen
im allgemeinen, über den gerade einsetzenden Schneefall und über
ähnliche, dem Amateurfunk stark verbundenen Themen.
07:45 Uhr:
Um die anhaltende Müdigkeit zu vertreiben, beginnt man sich durch
gekonnt angebrachte, einen gewissen Humor nicht entbehrende
Zwischenrufe aufzumuntern. Ein neu lizenzierter OM hört diese Scherze,
auf die es in einem gewissen Teil Deutschlands bereits Rente gibt, zum
ersten Mal und lacht darüber. Allgemeine Verwunderung...
07.50
Uhr: Der Schneefall steigert sich. Nun meldet sich ein Außenposten des
HAM-Straßeninformationsdienstes und berichtet von einem längeren Stau
in der Megaohmstraße. Er tut dies mit einer bewundernswerten
Ausführlichkeit und auch sehr langatmig. Ehe er auch noch die einzelnen
Autotypen aufzählt, die an dieser Stauung teilnehmen, wird er
unterbrochen. Dankbar für diese Frühwarnung ändern alle anderen OMs,
die der Arbeit zustreben, die Fahrtrichtung und verstopfen die
Nebenstraßen. Ein ortsunkundiger OM verliert die Orientierung und die
Nerven. Er bittet verzweifelt um Hilfe. Sofort widmet man sich diesem
Problem und beginnt den Verwirrten kreuz und quer durch die Stadt zu
dirigieren. Nach einigen Minuten bricht die Funkverbindung ab. Der
Bedauernswerte war falsch abgebogen und in einer Tiefgarage gelandet.
08.00
Uhr: Das erste Problem technischer Art taucht auf. Ein Wagen will trotz
aller Versuche seines Piloten nicht anspringen. Sofort ertönen gute
Ratschläge von allen Seiten, die jetzt noch nicht ausgewertet werden
können, da mindestens zwei bis drei Stationen simultan sprechen. Der
beste Ratschlag kommt von einem autorisierten Fachmann, der zuerst
vorschlägt, aus Gründen der Stromersparnis das Funkgerät abzuschalten
und dann unbekümmert weitere Anweisungen gibt, ungeachtet der Tatsache,
daß der Arme ihn mit ausgeschaltetem Funkgerät kaum hören wird.
08:15
Uhr: Der erste OM hat trotz des schlechten Straßenzustandes seinen
Arbeitsplatz erreicht. Man beglückwünscht ihn zu diesem einzigartigen
Beispiel fahrerischen Könnens und er bedankt sich überschwenglich.
08:30 Uhr: Es wird langsam ruhiger, der Arbeitsalltag beginnt.
09:00
Uhr: Man unterhält sich über das aktuelle und gravierende Problem, ob
permanente HF-Einstrahlung impotent macht. Allgemeines Unbehagen tritt
auf...
09:25 Uhr: Man schlägt vor, der DARC solle einen Film unter dem Titel "Amateurfunk-Report" drehen lasen.
10:00
Uhr: Es tauchen Erziehungsprobleme auf. Es wird behauptet, daß ein
Kleinkind, das ständig des Funkverkehrs teilhaftig wird, einen schweren
seelischen Schaden davon tragen kann, der bis zum völligen Versagen im
Physikunterricht führen kann.
11:00 Uhr: Zum ersten Mal nennt
jemand sein Rufzeichen. Peinliche Stille folgt. Man weiß nicht so
recht, was man davon halten soll. Dann wird dieser sensationelle
Vorschlag aufgegriffen und ein allgemeines "Rufzeichen-Nennen" erfüllt
den Kanal.
12:00 Uhr: Jemand, der als notorischer Quengler
bekannt ist, behauptet, dieser Kanal sei kein Kanal, sondern ein ganzes
Band für sich. Er habe einen sehr trennscharfen Empfänger und müsse nun
laufend die Abstimmung korrigieren. Da ihm der Besitz einer
Klasse-1-Lizenz eine gewisse Kompetenz verleiht, nimmt man sich diese
Problems an. Man einigt sich nach einer kurzen Grundlagendiskussion
darauf, daß die Frequenzen der einzelnen Stationen vielleicht
geringfügig variieren können (die Quarze sind auch nicht mehr das, was
sie vor dem Krieg mal waren), dieses Problem jedoch völlig unbedeutend
sei, da echte praxisnahe FM-Empfänger mindestens 50 kHz breit sind. Der
Quengler sei also selber schuld, warum kauft er sich auch so einen
unpraktischen schmalbandigen Empfänger. Typischer Geltungstrieb der
Leute, die zu Hause nichts zu sagen haben.
13:00 Uhr: Jemand
fragt, wie spät es ist. Umgehend werden von allen Seiten Vorschläge
eingereicht, die um insgesamt 15 Minuten variieren. Man beginnt nun
unter Anleitung eines Akademikers im Ruhestand das arithmetische Mittel
zu bilden und einigt sich um ungefähr 13:20 Uhr darauf, daß es ziemlich
genau 13:00 Uhr sei. Nachdem die Rechnung nochmals überprüft worden
ist, steht das amtliche Ergebnis dieser Zeitanalyse fest. Der
lächerliche Einwand, inzwischen sei aber einige Zeit vergangen, wird
durch die Bemerkung entkräftet, so genau komme es ja nicht drauf an.
14:00
Uhr: Jemand, der viel herumkommt, erzählt, er habe gestern etwas von
einem Logbuch gehört. Was das denn sei? Allgemeine Ratlosigkeit. Jemand
versichert, es sei eine neu Formelsammlung für den Funkamateur, sie sei
ganz toll und dabei gar nicht teuer. Man beschließt sofort fünf
Exemplare von dieser neun Literatur für die OV-Bücherei anzuschaffen.
15:00
Uhr: Der erste unangenehme Zwischenfall des Tages: ein OM versucht
während der Fahrt sein defektes Bedienteil zu reparieren und prallt mit
voller Fahrt (er: höchstens 40 km/h, Polizei: ungefähr 60 km/h, einige
Zeugen: mindestens 80 km/h) auf eine Kolonne auf, die unverschämter
Weise mitten auf der Straße herum stand. Er verabschiedet sich mit der
Bemerkung, er habe mit seinem Vordermann einige versicherungstechnische
Angelegenheiten zu regeln. Bedauerlicherweise brachte die Polizei nicht
das geringste Verständnis für seinen Funkgeräteservice während der
Fahrt auf.
15:10 Uhr: Das Band belebt sich langsam wieder, der
allgemeine Rückreiseverkehr von der Arbeit hat eingesetzt. Man
diskutiert technische Probleme und unterhält sich über das zu
erwartende abendliche Fernsehprogramm.
15:20 Uhr: Angesichts des
Feierabends hebt sich die allgemeine Stimmung. Doch der Schnee fordert
sofort weitere Opfer. Jemand fährt im Hochstimmung und voller Schwung
in den Graben. Man nimmt dies zum Anlaß, über den Streudienst und über
die Stadtverwaltung und über das Wetter zu schimpfen und überhaupt...!
Mit viel fahrerischem Können und unter ermutigenden Zurufen seiner
Funkpartner gelingt es dem Ausrutscher seinen Kraftwagen wieder auf die
Straße zu bringen. Als er jedoch aussteigt um den Schaden an seiner
Halogenlampenbatterie zu schätzen, prallt ein vom Kurs abgekommener,
schleudernder Wagen auf sein Heck und schubst sein Auto erneut in den
Graben. Er resigniert und geht zu Fuß nach Hause.
15:25 Uhr:
Inzwischen diskutiert man darüber, ob man den Funkverkehr auf Kurzwelle
nicht ganz abschaffen sollte. Dummerweise wohnt dieser Diskussion ein
Klasse-1-Lizenzler bei, so daß das Gespräch nicht objektiv geführt
werden kann.
15:30 Uhr: Jemand hat das Schlagwort "Funkschrott"
in Verbindung mit den hochwertigen Taxifunkgeräten der 50-er Jahre
fallen lasen. Die Entrüstung kennt keine Grenzen. Man spricht von
lynchen und sogar von Clubausschluß. Davon wird dann doch abgesehen, da
der Betreffende OVV ist und nur unter enormen Schwierigkeiten ein
Ersatz für ihn zu beschaffen wäre.
15:45 Uhr: Jemand treibt die
gereizte Stimmung auf die Spitze, indem er ein "CQ-DX" hinein ruft. Aus
einleuchtenden Sicherheitsgründen nennt er dabei kein Rufzeichen. Man
einigt sich darauf, daß dies ein Scherz sein sollte und belacht ihn
ausgiebig.
16:00 Uhr: Die Stimmung bessert sich wieder etwas.
Jemand mußte sein in's Schleudern geratene Fahrzeug durch schnelle
Lenkbewegungen abfangen. Als er vor lauter rutschen schon kleine
Sternchen sah und ihm schwindelig wurde, entschloß er sich der Sache
ein schnelles Ende zu bereiten. Er pilotete seinen Wagen sehr sicher
und zielstrebig gegen ein Verkehrsschild. Dann machte er sich auf die
Suche nach seinem Mikrofon, welches ihm bei der Slalomfahrt aus dem
Fenster gefallen war. Er fand es auch wieder, allerdings war
zwischenzeitlich ein LKW darüber gefahren und seine Stimme klang etwas
gepreßt.
16:10 Uhr: Durch diesen Vorfall angeregt, unterhält man
sich über das Fahren im Schnee. Der unbeteiligte Beobachter gewinnt den
Eindruck, daß alle Beteiligten über enorme Ralleyerfahrung verfügen und
mindestens einmal die Strecke der Ralley Monte Carlo gefahren sind. Es
ist ein wahrer Genuß den Profis zuzuhören. Der Einwand, ein Könner käme
erst gar nicht ins Schleudern, wird als dekadent und ketzerisch abgetan.
16:20
Uhr: Ein permanenter Lästerer zieht diese ernsten Betrachtungen über
Powerslade und Driften völlig unbegründet ins Lächerliche, indem er
behauptet, er habe beim letztjährigen 24-Stundenrennen von Pommes
Frites einen goldenen Maggiwürfel sowie eine kostenlose Baggerfahrt
durch die Eifel gewonnen. Man erhebt ernsthafte Zweifel an seinem
Geisteszustand.
16:30 Uhr: Man wendet sich wieder
funktechnischen Problemen zu. Es wird vorgeschlagen für die Clubstation
die neue KW-Endstufe "Sound of Power" anzuschaffen. Sie hat so schöne
große Hebel und so viele bunte Lämpchen, außerdem paßt die Farbe des
Gehäuses so schön zu der Farbe der Tapete in der Funkstation und es
wäre endlich der freie Platz auf dem Tisch ausgefüllt. Beifälliges
Gemurmel. Solch fundierten, technisch durchdachten Argumenten kann sich
niemand verschließen. Die Diskussion wird verzögert, weil man einem
Beteiligten erst erklären muß, was Kurzwelle überhaupt ist. Der OVV
fällt zum zweiten Mal unangenehm auf: er weiß es nämlich auch nicht...
16:50
Uhr: Ein ortsfremder OM fragt nach einer Straße. Man macht ihm kurz und
mit der nötigen Schärfe klar, daß man für derartige Lappalien im Moment
wirklich keine Zeit habe. Was sich diese Touristen auch immer
denken...tz tz tz
17:00 Uhr: Die allgemeine Bastelstunde hat
begonnen. Während ein OM damit beschäftigt ist, aus einem Heizlüfter
einen Antennenrotor zu machen, kürzt ein anderer seine Fahrzeugantenne
mit der er bereits mehrere Male an die Oberleitung der Straßenbahn
gekommen ist. Nachdem er auf Anraten einiger OMs sein Funkgerät öffnet,
sieht er einen schwarzen Haufen verkohlter Elektronik vor sich. Er
beschließt spontan, Briefmarken zu sammeln und verabschiedet sich.
17:15
Uhr: Ein Dauerbastler schließt seine seit Wochen dauernden Arbeiten an
seinem Farbfernseher ab. Er hat einen vollen Erfolg zu vermelden:
während am Anfang seiner Bemühungen nur der Ton zu leise war, geht
jetzt gar nichts mehr, er behauptet, es sei aber trotzdem sehr nützlich
gewesen, denn er habe dabei viel gelernt. Dennoch ringt er sich jetzt
dazu durch, einen Fachmann zu beordern, das Gerät wieder zu
restaurieren. Eine Werkstatt wird ihm besonders empfohlen. Während man
bei anderen Betrieben immer einen Monat warten müsse, sei dieser
Experte bereits nach vier Wochen gekommen...
17:30 Uhr: Es kommt
jemand mit einem recht labilem VFO vorbeigelaufen und sagt kurz "Guten
Tag", ehe jemand seinen Gruß erwidern kann, ist er bereits verschwunden
und mehrere kHz weiter. Bestimmt eine abwechslungsreiche Betriebsart,
die Zukunft hat.
18:00 Uhr: Man diskutiert über Umsetzer...
18:30 Uhr: Man diskutiert immer noch über Umsetzer...
18:40
Uhr: Man stellt fest, daß der Ortsumsetzer gerade im Moment besonders
gut aufzunehmen ist, es liegt bestimmt am Schnee. Der OVV meldet sich
wieder zu Wort und behauptet schüchtern, das könne gar nicht sein, er
habe den Umsetzer vor einigen Tagen zwecks Reparatur abgebaut und der
Sender steht im Moment neben ihm auf dem Fußboden. Nun wird es der
illusteren Runde aber zu bunt, Klasse-1-Lizenz hin, Klasse-1-Lizenz
her, das berechtigt ihn immer noch nicht, laufend seinen Senf dazu
zugeben und zu stänkern. Wenn man den Umsetzer gehört habe, habe man
ihn gehört, vielleicht habe man einen besonders empfindlichen
Empfänger. Man merkt jedoch bald, daß diese Argumente nicht haltbar
sind und wechselt schnell das Thema.
19:50 Uhr: Allgemeines Verabschieden, die Fernsehzeit beginnt.
20:45
Uhr: Ein Holländer, der mit den deutschen Gewohnheiten nicht vertraut
ist, ruft um diese unmögliche Zeit "CQ", natürlich keine Antwort.
22:00 Uhr: Jemand rülpst ins Mikrofon; der Krimi ist offensichtlich beendet.
22:10
Uhr: Nachdem sich jeder von der Mattscheibe losgerissen hat, beginnt
man den eben gesehenen Krimi ausgiebig zu analysieren und zu
diskutieren. Man entdeckt einen Fehler im logischen Ablauf des Falles.
22:20
Uhr: Es wird energisch bestritten, daß jemand, der von hinten
erschossen wird, nach hinten umfällt. Da derjenige, der das bestreitet,
weder jemals erschossen wurde, noch jemanden erschossen hat, spricht
man ihm die Kompetenz für dieses brisante Thema ab.
22:25 Uhr:
Man unterhält sich in Ermangelung funktechnischer Probleme über
Ballistik und plaudert von Morden und deren Vorbereitung.
22:30
Uhr: Mitten in diese interessante Unterhaltung pfeift sich ein
rückständiger VFO-Besitzer stundenlang ein und nennt auch noch
provozierend sein Rufzeichen. Natürlich wieder dieser popelige OVV.
Jetzt ist aber Schluß. Nach einem kurzen Volksbegehren werden für den
nächsten OV-Abend kurzerhand Neuwahlen ausgeschrieben. Das kann man
beruhigt für die Allgemeinheit feststellen, denn wer nicht auf dem
Kanal QRV ist, der hat sowieso nichts zu sagen. Unsere Kanalarbeiter
können nicht hören, daß sich der abgesetzte OVV kurz darauf in einem
SSB-QSO für den guten Tip bedankt und sagt, es hätte gut geklappt, er
wäre diesen undankbaren Posten jetzt endlich los.
22:40 Uhr: Die ersten Witze werden verbreitet, allgemeines Gelächter.
22:50
Uhr: Jemand will ins Bett gehen. Man macht ihm erfolgreich klar, daß er
unter Umständen Wichtiges verpaßt, wenn er gerade jetzt abschaltet. Das
leuchtet ihm ein.
23:00 Uhr: Die Hochstimmung nimmt langsam ab, die Durchgänge werden immer länger, jemand schläft ein und läßt den Träger stehen.
23:30 Uhr: Es wird allerorts QRT angemeldet und auch genehmigt.
23:40
Uhr: Zwei standhafte OMs unterhalten sich über Modellbahnen. Der eine
hat ein echtes Problem, mit dem er seit Tagen kämpft. Wenn ein
Schnellzug von links nach rechts über sein Kontaktgleis fährt, schaltet
sein Signal ganz richtig auf grün, kommt er aber von rechts, fliegen
alle Sicherungen raus. Man überlegt und wägt ab. Ein Spätheimkehrer
meldet sich und macht einen wissenschaftlich fundierten Vorschlag zur
Lösung der Modellbahnmisere.
23:50 Uhr: Die Sicherungen fliegen
nun nicht mehr raus, dafür steht ein Trafo in Flammen. Nach einem
erfolgreichen Löschversuch verabschiedet sich der leidgeprüfte
Modellbahner. Man vertagt das Problem auf morgen.
23:55 Uhr: Der
Tourist sucht immer noch nach der Straße und fragt schüchtern nach, ob
ihm vielleicht jetzt jemand helfen könne. Keine Antwort...
24.00 Uhr: Weißes Rauschen...
ENDE
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Quelle: http://www.karitnigg.de/amateurfunk.htm - OM Lukas (DG1LKC)
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